Der erste Trackday: Mit dem Straßenmotorrad auf die Rennstrecke?
- Julius 442
- 20. Feb.
- 7 Min. Lesezeit
Moin liebe Kurvenräuber! Heute auf Dienstreise ist es mal wieder Zeit für einen Blog auf Schnurri-Racing. Ihr kennt mich meistens mit dem Pitbike auf den kleinen, winkligen Kursen unterwegs. Aber zum Pitbiken kam ich erst durch das Fahren mit der "großen" auf der Rennstrecke.
Vielleicht habt ihr auch schon mal mit dem Gedanken gespielt: "Trackday mit meinem Straßenmotorrad? Geht das überhaupt? Was muss ich beachten, und ist das nicht mega gefährlich?"

Ich kann euch beruhigen und gleichzeitig ermutigen: Ja, es geht! Und, es ist mega geil! Lasst uns mal zusammen die wichtigsten Fragen klären, damit euer erster Trackday ein voller Erfolg wird – und vor allem Spaß macht!
Warum sollte ich mit meinem Straßenmotorrad auf die Rennstrecke?
Fahrtechnik-Turbo: Vergesst alles, was ihr im öffentlichen Straßenverkehr gelernt habt (oder eben nicht lernen konntet). Auf der Rennstrecke könnt ihr Euch ganz aufs Motorradfahren konzentrieren. Hier könnt ihr eure Fahrtechnik in einer sicheren Umgebung auf ein ganz neues Level heben. Ihr lernt, euer Motorrad wirklich zu verstehen und zu beherrschen.
Grenzerfahrung deluxe: Wo ist das Limit deiner Maschine? Und wo dein eigenes? Auf der Straße tasten wir uns da ja (hoffentlich 🙏) eher vorsichtig ran – auf der Rennstrecke kannst du es gefahrlos herausfinden. Vertraut mir, dieses Gefühl, wenn du in voller Schräglage durch die Kurve ziehst, unter dir die Curbs und das Knie am Asphalt kratzt (oder eben nicht, erstmal rantasten!), das vergisst man nicht.
Ein Trackday ist wie ein Kurzurlaub für die Seele – nur eben mit mehr PS und weniger Strand. Im Prinzip hat jeder dort "einen Nagel im Kopf". Egal ob mit minimalem Budget vom Mund abgespart oder mit Werksmaterial und Motorhome: alle haben einen an der Klatsche. Und wissen das. Und es ist sowas von egal.

Passt meine Brot-und-Butter-Straßenmaschine überhaupt auf die Rennstrecke?
Klaro! Die meisten modernen Straßenmotorräder sind erstaunlich vielseitig und stecken einen Trackday locker weg. Aber bevor ihr euern Landstraßen-Renner auf die Piste schickt, gibt’s ein paar Hausaufgaben:
Technik-Check – Sicherheits-Abnahme für die Rennstrecke: Euer Bike muss technisch topfit sein, das ist das A und O. Checkt penibel:
Bremsen: Beläge dick genug? Scheiben okay? Bremsflüssigkeit frisch? Gerade die Bremsen werden auf der Rennstrecke brutal beansprucht.
Reifen: Profiltiefe ist eher zweitrangig, wichtiger ist der Zustand. Keine Risse, Schnitte oder poröses Gummi. Und hey, moderne Straßenreifen reichen für die ersten Trackdays völlig aus, wie ich ja schon in meinem Reifen-Beitrag "Schnurri's schwarzes Gold" erzählt habe. Luftdruck anpassen nicht vergessen!
Flüssigkeiten: Ölstand, Kühlwasser (oder besser: Kühlmittel auf Wasserbasis wechseln – Glykol ist Rutschig!) – alles im grünen Bereich?
Kette: Spannung prüfen, schmieren. Eine gerissene Kette auf der Rennstrecke? Kein Spaß, Lebensgefahr und zwar nicht nur für Euch!
Fahrwerk: Funktionieren Dämpfer und Gabel einwandfrei? Sieht man irgendwo einen Ölfilm (Undichtigkeit). Sind die Einstellungen für die Rennstrecke vielleicht anpassbar (Zug- und Druckstufe)?
Rennstrecken-Ready-Umbau – Abspecken für den Speed:
Spiegel: Abmontieren oder zumindest abkleben. Braucht kein Mensch auf der Strecke.
Kennzeichen und -halter: Entfernen (wenn easy) oder in Rücksprache mit dem Veranstalter abkleben (manche bestehen aber auf Demontage).
Aerodynamik und so 😉
Licht: Komplett abkleben! Scheinwerfer, Rücklicht, Blinker – alles muss zu sein.
Ergonomie: das günstigste Tuning überhaupt ist die richtige Einstellung aller Hebel. Mit abgeknicktem Handgelenk fährt man nicht lange und schon gar nicht schnell. Sorgt dafür das ihr alles gut bedienen könnt und gut sitzt (ggf. Anti-Rutsch Pads auf Tank).
Versicherungsschutz – Safety First, auch finanziell:
Klärt mit Eurer Versicherung wie Trackdays gesehen werden. Hier wird manchmal unterschieden ob der Veranstalter eine Zeitnahme macht (dann in der Regel kein Schutz).
Unfall- und Krankenversicherung im Blick haben. Ihr braucht bei den meisten Veranstaltern eure Krankenversicherungskarte. Checkt ebenso mit Eurer Unfallversicherung und bei Events im Ausland ist das auch so ein Thema...

Was muss ich außer meinem heißen Ofen noch einpacken?
Klar, das Bike ist die Hauptsache, aber ohne das Drumherum wird’s nix mit dem Trackday-Spaß:
Schutzkleidung – Lebensretter in Leder (oder Textil, aber Leder ist besser):
Lederkombi: Ein- oder zweiteilig mit stabilem Verbindungsreißverschluss. Lieber etwas mehr investieren, das Ding soll euch im Fall der Fälle schützen.
Rückenprotektor: Pflicht! Ohne Rückenprotektor kein Start! Investiert in einen guten, der euren Rücken optimal schützt.
Brustprotektor: Sehr empfehlenswert! Schützt eure Rippen und das Brustbein.
Helm: Integralhelm, versteht sich von selbst. Und nein liebe GS-Treiber: keine Klapphelme auf der Rennstrecke! 😉
Handschuhe: Mit Stulpen, die über die Kombi-Ärmel reichen.
Stiefel: Stabile Stiefel mit Knöchelschutz. Es gibt kurze Rennstiefel aber die sind ungefähr so sinnvoll wie ein SUV-Coupé.
Transport-Equipment – Wie kommt der Renner zur Piste?
Auf Achse natürlich: mit Sack und Pack eben zur Strecke bollern - find ich mega und hab ich auch schon viel zu lange nicht mehr gemacht.
Motorradanhänger oder Transporter: Wenn euer Bike keine Straßenzulassung (mehr) hat oder ihr es einfach schonend transportieren wollt.
Werkzeug und Zubehör – Für alle Fälle gerüstet:
Reifendruckprüfer: Essentiell, um den Reifendruck vor und nach den Turns anzupassen.
Klebeband (Panzertape): Der beste Freund des Rennfahrers. Zum Abkleben, Reparieren, Markieren… einfach immer dabei haben!
Kabelbinder: Auch unverzichtbar. Für alles Mögliche und Unmögliche.
Werkzeug-Grundausstattung: Für kleinere Reparaturen: Schraubenschlüssel, Inbusschlüssel, Schraubendreher, Zange…
Ersatzhebel (Kupplung, Bremse): Kleine Investition (Kleinanzeigen!), großer Nutzen, wenn mal ein Hebel abbricht.
Getränke (Wasser, Iso): Trackday-Fahren ist schweißtreibend! Viel trinken ist extrem wichtig, um konzentriert zu bleiben.
Snacks (Riegel, Obst): Für den kleinen Hunger zwischendurch.
Wie läuft so ein Trackday eigentlich ab? – Von Boxenmief und Kurvenrausch
Anmeldung – Wer zuerst kommt, mahlt zuerst: Meldet euch rechtzeitig beim Veranstalter an. Beliebte Trackdays sind oft schnell ausgebucht. Checkt unseren Schnurri-Racing Rennkalender auf der Website, da seht ihr wo wir unterwegs sind!
Anreise – Immer mit der Ruhe: Kommt frühzeitig an, damit ihr genug Zeit für die Vorbereitung habt. Stress am Morgen? Kann man auf der Rennstrecke nicht gebrauchen.
Technische Abnahme – Sicher ist sicher: Euer Motorrad wird von den meisten Veranstaltern auf Sicherheit geprüft. Bremsen, Reifen, Hebel, abgeklebte Teile – alles muss passen. Aber dennoch Du trägst die Verantwortung! Dieser letzte Check ist sozusagen nur ein zusätzlicher Service und 4-Augen-Kontrolle für dich.
Fahrerbesprechung: Hier werden die wichtigsten Regeln, Flaggenzeichen, Streckenabschnitte und der Tagesablauf erklärt. Zuhören ist Pflicht! (Zumindest die ersten paar Male bis man den Text kann).
Freies Fahren – Jetzt wird’s ernst (und geil!): In Gruppen (meist nach Erfahrung eingeteilt: Anfänger, Fortgeschrittene, Profis) geht’s auf die Strecke. Erstmal warmfahren, Strecke kennenlernen, dann Gas geben!
Instruktion (optional, aber Gold wert für Anfänger!) – Von Profis lernen: Viele Veranstalter bieten geführte Turns mit erfahrenen Instruktoren an. Gerade für den ersten Trackday würde ich das jedem wärmstens empfehlen!
Habt ihr Fragen zum Thema Instruktion? Meldet Euch gerne bei uns.
Trackday-Weisheiten - Opa erzählt vom Krieg:
Okay, jetzt mal Butter bei die Fische. Hier ein paar Tipps aus meiner eigenen Trackday-Erfahrung, damit euer erster Ausflug auf die Rennstrecke zum Erfolg wird:
Nicht überpacen – Langsam rantasten ist schneller: Überfordere dich nicht gleich beim ersten Turn. Fangt langsam an, lernt die Strecke kennen, findet euren Rhythmus. Die Rundenzeiten kommen von alleine.
Linienwahl ist Trumpf – Sauber fahren statt wild heizen: Konzentriert euch auf eine saubere, flüssige Linie. Das bringt euch mehr als blindes Gasgeben und wilde Bremsmanöver.
Pausen sind Pflicht – Bike und Fahrer brauchen Erholung: Trackday-Fahren ist mega anstrengend, sowohl für euch als auch für euer Motorrad. Macht regelmäßig Pausen, trinkt was, checkt euer Bike. Und nehmt euch wie ich jedes mal vor, beim nächsten Event mehr zu trainieren.
Augen auf und Ohren spitzen – Von den Schnellen lernen: Schaut euch an, wie erfahrenere Fahrer die Strecke angehen. Wo bremsen sie? Wo beschleunigen sie? Welche Linie fahren sie? Man kann sich da viel abschauen.
Fragen kostet nix – Lieber einmal zu viel fragen als einmal zu wenig: Wenn ihr unsicher seid, fragt die Instruktoren, die Veranstalter oder andere Teilnehmer. Alle sind da, um zu helfen.

Premiere – Vom ADAC-Kursler zum Rennstrecken-Rookie:
Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Trackday. Ich hatte vorher schon einige ADAC-Trainings mitgemacht, Sportfahrer-Training, Knieschleif-Training und so weiter. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich da nicht mehr so viel Neues lerne. Und irgendwie kam ich damals auf Ducati4U und ihr (leider derzeit nicht angebotenes) Wintercamp in Almeria.
Und was soll ich sagen? Es war der Hammer! Meine erste Veranstaltung 2016 war instruktorengeführt. Wir sind in einer Gruppe gefahren, und der Instruktor hat uns die Ideallinie gezeigt, Tipps zur Körperhaltung gegeben, Brems- und Einlenkpunkte erklärt. Das war für den Einstieg Gold wert! Ich würde das wirklich jedem Einsteiger ans Herz legen. Aber klar ist auch: Irgendwann muss man sich von der Hand des Instruktors emanzipieren und lernen, sein eigenes Ding zu machen, seine eigenen Linien zu finden.
Was kann eigentlich schiefgehen? – Wenn der Trackday zum Schraubertag wird:
Klar, der Worst Case ist immer ein Sturz. Aber hey, das gehört beim Rennfahren (und auch beim Trackday) leider dazu. Aber keine Panik, meistens geht alles glimpflich ab. Und nach und nach lernt man auch die wichtigsten Sturzteile dabei zu haben. Fahrt ihr ein "gängiges" Motorrad habt ihr zudem gute Chancen auf dem Event direkt auch Teile zu bekommen.
Viel nerviger können technische Defekte sein. Aber auch da gilt: Im Fahrerlager wird dir immer geholfen! Werkzeugmangel? Gibt’s nicht. Irgendjemand hat immer das passende Werkzeug oder einen guten Tipp parat.
Ich erinnere mich an Oschersleben 2020, da hatte ich mal ein Problem mit einer abgerissenen Schraube. Und wer hat mir geholfen? Daniel von Flybikes24! Den kannte ich bis dahin gar nicht. Er hat mir kurzerhand die Schraube ausgebohrt und mir so den Tag gerettet. So lernt man coole Leute kennen auf der Rennstrecke!

Schnurri-Racing – Dein Partner für den perfekten Trackday!
Wollt ihr euren ersten Trackday planen? Oder eure Fahrtechnik auf dem Pitbike oder der großen Maschine verbessern? Dann seid ihr bei Schnurri-Racing genau richtig! Wir sind nicht nur Teilehersteller, sondern leben den Rennsport!
Rennkalender: Auf unserer Website findet ihr unseren aktuellen Rennkalender mit allen Terminen, an denen wir am Start sind. Kommt vorbei, quatscht mit uns, lasst euch inspirieren!
Instruktionen: Wir können Instruktionen für Pitbike und Rennstrecke anbieten. Egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener, wir helfen euch, schneller und sicherer zu werden. Meldet euch einfach bei uns für ein individuelles Coaching!
Fazit: Trackday – Ein Muss für jeden Motorrad-Enthusiasten!
Ein Trackday ist eine fantastische Möglichkeit, das eigene Fahrkönnen zu verbessern, die Grenzen seines Motorrads auszuloten und einfach eine mega geile Zeit zu haben. Mit der richtigen Vorbereitung und Einstellung steht einem unvergesslichen Erlebnis nichts im Wege. Und hey, wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja bald auf der Strecke? Ich würde mich freuen!
Also, worauf wartet ihr noch? Rennkalender checken, anmelden und Gas geben! Und wenn ihr Fragen habt, immer her damit!
Bis bald auf der Strecke (oder im Fahrerlager)!
Euer Julius von Schnurri-Racing